KAIRÓS in[ter]vention I

Tanz verknüpft die kompositorisch definierten Medien Film und Musik und eröffnet im Sinne einer real-time-composition erst die Möglich­keit eines KAIRÓS, eines Einschnittes im Fließen des CHRONOS, der Zeit. Ein solo/duo-Format von Cecilia Li und Sebastian Prantl im Spannungsfeld von bewegtem Bild und Klang, Interpretation und Improvisation.

Ein Mann mittleren Alters vermisst seinen Raum mit langen Bambusstangen, gestaltet ihn mit bunten Körnern, während die Welt draußen (auf Video) an ihm vorbei gleitet. […] Seine Bambusstange wird zum Zauberstab, dessen Berührung Wasser wie magisch verdampfen lässt und einen Tropfen zum Aufstülpen bringt – kleine, unaufgeregte Wandlungen […].
Sebastian Prantl hat mit „Kairós 07 in[ter]vention“ die Essenz seiner langen, konsequent verfolgten, künstlerischen Recherche zu einer etwa einstündigen real-time-composition verdichtet. Als Zuschauer fühlt man sich in seinem Raum wie auf einer Insel, in der die Zeit angehalten scheint. Die Nähe zur fernöstlichen Kultur ist greifbar. Mit seiner Fähigkeit, Räume zu beleben, löst er mit minimalen Mitteln ein weites Spektrum an Emotionen aus. Die Atmosphäre wandelt sich von ernsthaft-beklemmend über heiter-gelassen bis zu ironisch-komisch, sie ist hypnotisch und verfänglich – man kommt dem Zauberer nicht aus. Das liegt nicht zuletzt an der sorgfältig zusammengestellten Musikdramaturgie von Stücken mit einer gemeinsamen Thematik: vom New Yorker Komponisten David Lang, von Ligeti und Philip Glass – teils vom Band, teils von Cecilia Li wunderbar musikalisch auf dem Klavier gespielt. Der Name Prantl steht heute für authentische Performance, in der nichts mehr vorgegaukelt oder vorgespielt wird. In diesem Zusammenhang ist auch das einfache Abendprogramm erwähnenswert, das kurz und zutreffend auf die einzelnen Teile des Abends eingeht – was darauf steht, wird eingelöst: Kairós – die Qualität des Augenblicks.“
[E. Wolf Perez, Tanz.at, 7.12.07]

Kürzere Musikstücke verschiedenster Stilrichtungen, von Cecilia Li meisterhaft gespielt, werden von Sebastian Prantl in Tanz und Ausdruck umgesetzt, auch pantomimische Elemente spielen eine Rolle. Requisiten wie weiße Tücher und rote Federn bereichern das Bild, aber auch ganz unpoetische Röntgenbilder. Steine dürfen auch nicht fehlen. Prantl bezieht auch die Zuschauer auf humorvolle Weise ein, eine Einladung zur philosophischen Betrachtung der Welt und der Kunst, eine Einladung zum Dialog.“
[Birgit Knape, Mainzer Allgemeine Zeitung, 7.10.2008]


Choreographie/Tanz: Sebastian Prantl
Musikdramaturgie/Klavier: Cecilia Li
Kompositionen: David Lang, György Ligeti, Philip Glass
Video: osa – office for subversive architecture
Koordination/VJ: Anne Wübben, Andrea Veit (PR)

[KAIRÓS preface solo/duo, Palais Niederösterreich, Charity Event für „Menschen für Menschen“/Karl Heinz Böhm Stiftung, Juli 2007]
[KAIRÓS in[ter]vention solo/duo, Tanz Atelier Wien, Dezember 2007, April 2008; Landes Museum Mainz: zur Finissage Karl Prantl – Steine, Oktober 2008]

 

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