MOTION PHONOTOP Fusznoten …

Nachdem MOTION PHONOTOP, Bewegung und Klang, bereits seit Jänner 2010 Leitthema für Recherchen, Labs und Aufführungen im Tanz Atelier Wien war, entstand mit „Fusznoten …“ im Oktober der Höhepunkt der Saison. Inspiriert von Friederike Mayröckers Anfang des Jahres erschienenen Buch „ich bin in der Anstalt“ mit dem Untertitel „Fusznoten zu einem nichtgeschriebenen Werk“ wurden dafür Texte aus der Gedankenwelt der Dichterin mit Klang, Musik und Tanz zu einem Gesamtkunstwerk verwoben.

Als Aufführungsort diente das ehemalige Jesuitentheater in der Aula der Wissenschaften im Herzen Wiens. Seit seiner Restaurierung durch den Architekten Rudolf Prohazka 2006 wird es als Ort der künstlerischen Begegnung und des Wissenstransfers genutzt. Sein modernes und gleichzeitig historisches Ambiente ist der ideale Hintergrund für die Raum-Text-Choreographie von Sebastian Prantl.

Zur Premiere las Friederike Mayröcker persönlich. Die charismatische Präsenz der Autorin im Akt des Lesens wurde zum Ausgangspunkt einer besonderen choreographischen „Lesart“ von Sebastian Prantl und seinen TänzerInnen. Im Verlauf des Stückes verfolgten die fünf Protagonist/innen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen universelle Bezüge und zelebrieren Klang- und Bewegungsverhalten. Die Pianistin Cecilia Li spielte Werke von Debussy, Satie und Scriabin, dazu kam weiteres Musikmaterial u.a. des amerikanischen Komponisten David Lang.

Die Vorstellung fand als Charity Event für das Bundesinstitut für Gehörlosenbildung statt. Mit dem Erlös werden Tanz-, Bewegungs- und Literaturprojekte für gehörlose Kinder unterstützt.

Prantl […] hat die Texte der Autorin als Inspirationsquelle genutzt, um mit fünf TänzerInnen […] so assoziativ und gefühlsbetont zu arbeiten, wie Mayröcker mit der Sprache. Die Autorin las im abgedunkelten Saal, nur die Leselampe erleuchtete ihr Gesicht. Allein die Poesie der „Bettlerin des Wortes“, die von „Sprache, die in meinem Kopf sich dreht“ las, ergab schon einen wunderbaren Abend. Doch Mayröckers Kommen war ehrenvolle Zugabe (spätere Aufführungen werden mit ihrer Tonbandstimme arbeiten) und nach deren Ende öffnet im Hintergrund eine Wand, durch drei Türen flutet Licht herein. Auch hinter dem Publikum geht die Wand hoch, die Scheinwerfer erstrahlen. Mit weichen, schwingenden Bewegungen erobern die TänzerInnen die breite Bühne. Immer wieder überraschen sie mit dem Ballett entlehnten Haltungen, Hebungen und Drehungen und zeigen im unaufhörlichen Fluss der sich begegnenden Körper, eine Palette von Gefühlen. Begleitet werden die weit ausholenden Drehungen, Biegungen und Beugungen, das Aufeinandertreffen und Sichwiederlösen von Cecilia Li am Klavier […]. Wie sich LeserInnen / HörerInnen am Klang von Mayröckers Texten berauschen können, so berauschen sich die TänzerInnen an den[…]Klängen, tauchen aus dem Licht ins Dunkel, verschwinden mitunter, um gleich darauf wieder präsent auf der Bühne zu sein.“ (Mag. Ditta Rudle, tanz.at)


Choreographie/Tanz: Sebastian Prantl
Musikdramaturgie/Piano Solo: Cecilia Li
TänzerInnen: Caitlyn Lace Carradine, Claire Granier, Alexsandro Araujo Guerra, Antonio Izquierdo Martinez, Valentina Moar
Stimme: Friederike Mayröcker
Video Processing: Victoria Coeln
Ton: Michael Renner
Fotos: Max Herlitschka
Koordination: Andrea Golsong, Katrin Grubelnik

Dank an: Christel Fallenstein, Elisabeth Pein, Liselotte Pope-Hoffmann, Martina Postl, Weingut Ilse Mazza, Sonia Zelenka

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