KAIRÓS in[ter]vention IV

KAIRÓS ist 2008 der thematische Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit im Tanz Atelier Wien. Nach einer Studiofassung und einer Inszenierung für den Außenraum folgt die Uraufführung von „KAIRÓS in[ter]vention“ im Festspielhaus von St. Pölten.

Für das Tanz Atelier Wien ist KAIRÓS nicht nur Inhalt der Reflexionen sondern auch Arbeitsmethode und Werkzeug für die Recherche auf der Bühne.

Die Analyse der Arbeitsmaterialien Tanz, Requisiten, Musik und Film im Bühnenstück „KAIRÓS in[ter]vention“ setzt Symbole und narrative Geschichtsfragmente frei. Es werden Fragen destilliert, die von der griechischen Mythologie über christlich-europäische Mandalas bis hin zur Pop-Kultur reichen.

Die Choreographie ist als Kreis von Szenen angelegt, mit Titeln/Sujets wie „A und O“, „Samba Bamba“, „Ananas Country“ oder „Mary has a little lamb“. Die genaue Ausformung und Verbindung der Szenen entwickeln die ProtagonistInnen jedes Mal neu im Sinn einer Re- und Dekonstruktion von erdachten und erprobten Modulen. Die TänzerInnen greifen im Ensemble aber auch im solistischen Duktus Symbole auf, um diese im Sinne von KAIRÓS zu überprüfen und zu hinterfragen: Freiraum, um die richtige Handlung zum rechten Zeitpunkt zu finden. Die ProtagonistInnen verfahren dabei nach Zahlen, Text- und Requisitenvorlagen und geometrischen Raum- und Lichtspielen: Quadrat, Triptychon, Diagonale, Vorderbühne, geöffnete und großräumige Hinterbühne.

Tempoänderungen im Ablauf, Ritardandi und Accellerandi, werden von den TänzerInnen bestimmt. Die Herausforderung ist, das Bühnengeschehen mit den Partituren der Pianistin in Einklang zu bringen. Die Filmbilder werden auf mannigfaltige Weise in die Handlung integriert.

Pressestimmen

[…] Prantl setzt sich in seiner knapp einstündigen Choreografie mit Quantität und Qualität des Zeitbegriffs auseinander. Er lässt die ausgezeichneten Tänzer des Tanz Atelier Wien in verschiedenen Konstellationen Kurzgeschichten erzählen. Manchmal sind es nur rauschhafte Augenblicke, dann wieder intensive Begegnungen. Getanzt wird auf der Hinterbühne des Festspielhauses, für Prantls raumgreifende Bewegungsabfolgen wird der Vorhang geöffnet, was effektvolle Ausblicke in den leeren Zuschauerraum ermöglicht. Hervorragend getanzt, vermittelt dieses Stück etwas von der Freiheit und Offenheit, die durch Tanz auch entstehen kann […]“
[Brigitte Suchan, Wiener Zeitung, am 19. Juni 2008]

Sebastian Prantl geht mit „KAIRÓS in[ter]vention vol 3“ einen ganz anderen Weg. In seinem Stück stehen die „zufälligen“ Begegnungen, die sich im gemeinsamen Raum der TänzerInnen ergeben, im Mittelpunkt. Ob diese Begegnungen flüchtige Momente bleiben oder sich zu intimen Beziehungen entwickeln – sie sind markante Punkte, die den Fluss der Zeit nicht aufhalten können. Die TänzerInnen des Tanz Atelier Wien können sich austoben – der eiserne Vorhang auch auf der Hinterbühne des Festspielhauses wird gehoben und gibt den Blick auf das Klavier (das leider an diesem Abend wegen der erkrankten Pianistin Cecilia Li nur symbolhafte Bedeutung hatte), und den Raum der Vorderbühne frei, den die jungen TänzerInnen wie in einem Befreiungsschlag nützen. Im Gegensatz zum ersten Teil der Serie „KAIRÓS in[ter]vention“, in der reife Tänzer Sebastian Prantl solistisch eine sehr stringente Geschichte umsetzt, ist der dritte Teil vom jugendlichen Temperament geprägt. Auf der großen Bühne wirkt das Geschehen eher zerstreut als gebündelt und verliert damit jene Intensität, die den ersten Teil auszeichnete. Gewonnen wird hingegen der Eindruck von jugendlicher Unbeschwertheit und ungehemmtem Bewegungsdrang.“
[Ditta Rudle, www.tanz.at, am 23. Juni 2008]


Choreographie/Tanz: Sebastian Prantl
Musikdramaturgie/Klavier: Cecilia Li
TänzerInnen: Florian Berger, Maurizio Formiconi, Alexsandro Araujo Guerra, Paola Picazo, Patric Redl, Manuel Wagner
Video: osa – office for subversive architecture
Koordination: Sonia Zelenka, Andrea Veit (PR)

 

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